Donnerstag, November 09, 2006

Der finale Abschlussbericht


(Mülheim/Ruhr, 10.11.06)
Die Zeitschrift (links) hat mir ein Mitreisender in der Transsib geschenkt, kurz bevor er in Kirow aussteigen mußte. Zusammen mit seiner Frau, reiste er fast drei Tage im Nachbarabteil mit, aber über eine freundliche Begrüßung sind wir nicht hinausgekommen, da uns eine gemeinsame Sprache fehlte. Sicher hat mir der nette Mann die Zeitschrift ausschließlich zur Verbesserung meiner Russisch-Kenntnisse geschenkt. Einmal mehr, russische Herzlichkeit!


Im Stadtpark von Irkutsk (rechts) ist Klaus Binder zwei Tage vor seinem Rückflug nach Deutschland von drei Finsterlingen am helllichten (s. Duden, S. 493) Tag überfallen worden. Es ist ihm glücklicherweise nichts passiert, "nur" seine Kamera hat er eingebüßt, und doch, dieser Vorfall läßt einen negativen Beigeschmack zurück. Das mußte wohl geschehen, um bei uns und anderen die sibirischen Bäume nicht in den Himmel wachsen zu lassen. Russische Herzlichkeit, einmal weniger!



Nach Sex & Crime, nun - wie versprochen - zu den Tops & Flops in Rußland!



  • die Menschen, deren Gastfreundschaft und und selbstbewußte Herzlichkeit.
  • die Menschen, wenn sie sich unvermutet als Park-Räuber outen (s. o.).



  • die jungen Leute, die fröhlich und optimistisch sind, sich ansonsten aber - selbst Tausende Kilometer östlich des Urals - kaum von der "westlichen" Jugend unterscheiden.
  • die alten Leute, die real aus den schicken Innenstädten fast völlig verschwunden sind und dort allenfalls als "Kunstwerke" in Erscheinung treten.



  • die Hotels, die gelegentlich erstklassig sind, wie z. B. hier in Kazan.
  • die Hotels, die meistens mittelmäßig und manchmal einfach nur noch vorhanden (Kuybyshev), dafür aber gleich teuer sind.



  • die Russ(inn)en, die, jung oder alt, arm oder reich, kontinuierlich, jedoch friedlich saufen.
  • die Russ(inn)en, die in diesem Zustand, immer noch gutgelaunt und friedlich, ihrem Tagewerk (Mauern völlig gerader Mauern, Autofahren, etc.) nachgehen.



  • die Straßen, die mitten durch Sibirien mit Hochdruck gebaut werden.
  • die Straßen, die sich - erneut mitten in Sibirien - plötzlich in Schlammpisten verwandeln und scheinbar von den gutgelaunten, friedlichen Bauarbeitern (s. o.) vergessen wurden.



  • die liebevolle Rasthaus-Architektur.
  • die nostalgische Rasthaus-Architektur.



  • die sinnvollen Malerarbeiten, wenn es um die Verschönerung der Städte geht.
  • die überflüssigen Malerarbeiten, wenn es um Zebrastreifen geht, die von Autofahrern und Polizisten gleichermaßen nur als Straßendekoration interpretiert werden.



  • die Neubauten, die - z. B. am Stadtrand von Moskau - recht skurril wirken.
  • die Altbauten, die oft abgerissen und als Müll in den Flüssen - z. B. in der Wolga bei Kazan - ertränkt werden.



  • die Unterwelt, die in Moskau die schönste Metro der Welt in sich birgt.
  • die Unterwelt, die durch die Bürgersteige dringt und die Spaziergänge für die zwei älteren Herren in Klettertouren verwandelt.


  • die Bürokratie, die von den Menschen nicht allzu ernst genommen wird und z. B. derartig putzige Fahrzeuge hervorbringt.
  • die Bürokratie, die z. B. an den Grenzen LKW-Staus von bis zu 20 Kilometern produziert.


Edgar Hauster